Schulz

Schulz
Schụlz,
 
1) Bruno, polnischer Schriftsteller, * Drohobycz (später russisch Drogobytsch) 12. 7. 1892, ✝ ebenda 19. 11. 1942; aus jüdischer Kleinbürgerfamilie, 1924-41 Zeichenlehrer in Drogobytsch, danach im Getto, wo er von einem SS-Soldaten erschossen wurde. Schulz schrieb die von Kindheitserinnerungen geprägten Erzählungen »Sklepy cynamonowe« (1934; deutsch »Die Zimtläden«) und »Sanatorium pod klepsydrą« (1937; deutsch »Das Sanatorium zur Todesanzeige«). Sie spielen in seiner Heimatstadt und ranken sich um die Gestalt des Vaters, dessen Alltagskonflikte in fantastisch-grotesker Manier und in bilderreichem, hyperbolischen Stil als Kampf der Tradition gegen die Modernität gedeutet werden.
 
Ausgaben: Proza (21973).
 
Die Republik der Träume. Fragmente, Aufsätze, Briefe, Grafiken, herausgegeben von M. Dutsch (1967); Gesammelte Werke, herausgegeben von demselben u. a., 2 Bände (1992); Die Mannequins u. a. Erzählungen, herausgegeben von J. Jarzębski (1987); Die Wirklichkeit ist Schatten des Wortes. Aufsätze und Briefe, herausgegeben von J. Ficowski (Neuausgabe 1994).
 
 
E. Goślicki-Baur: Die Prosa von B. S. (Bern 1975);
 
B. S. 1892-1942 das graph. Werk, hg. v. W. Chmurzyński u. a., Ausst.-Kat. Münchener Stadtmuseum (1992);
 K. Stala: On the margins of reality. The paradoxes of representation in B. S.'s fiction (Stockholm 1993).
 
 2) Charles Monroe, amerikanischer Comic-Künstler, * Saint Paul (Minnesota) 26. 11. 1922, ✝ Santa Rosa (Kalifornien) 12. 2. 2000; lernte das Cartoonzeichnen durch den Fernkurs einer Schule, bei der er später selbst als Lehrer tätig war. Nach Anfängen u. a. als Cartoonzeichner bei »Timeless Topix«, einem katholischen Comicmagazin, und der »Saint Paul Pioneer Press« gelang ihm 1950 der Durchbruch mit seiner bis heute weltweit erfolgreichen Comicserie Peanuts.
 
 3) Johann Abraham Peter, auch J. A. P. Schụltz, Komponist und Musiktheoretiker, getauft Lüneburg 31. 3. 1747, ✝ Schwedt/Oder 10. 6. 1800; Schüler von J. P. Kirnberger, lebte ab 1773 in Berlin, war 1780-87 Hofkomponist und -kapellmeister in Rheinsberg/Mark, 1787-95 Hofkapellmeister in Kopenhagen und gab dort entscheidende Anstöße zur Entwicklung einer dänischen Musikkultur. Schulz war einer der bedeutendsten Liederkomponisten seiner Zeit (Berliner Schule). Die für ihn bezeichnende Verbindung des künstlerisch Anspruchsvollen und des volkstümlich Einfachen (mit dem »Schein des Bekannten«) bildet eine wesentliche Grundlage für die Entstehung der Gattung des deutschen Kunstliedes. Schulz komponierte etwa 130 Lieder, u. a. »Lieder im Volkston. ..« (3 Teile, 1782-90, darin »Der Mond ist aufgegangen«), Bühnenwerke, Oratorien, geistliche und weltliche Chorwerke. Er schrieb die Musikartikel S-Z für J. G. Sulzers »Allgemeine Theorie der schönen Künste« sowie u. a. »Die wahren Grundsätze zum Gebrauch der Harmonie« (1773, mit Kirnberger) und »Gedanken über den Einfluß der Musik auf die Bildung eines Volkes« (1790).
 
 
J. F. Reichardt: J. A. P. S. (Neuausg. 1948);
 E. Schmitz: Unverwelkter Volksliedstil. J. A. P. S. u. seine »Lieder im Volkston« (1956);
 J. Mainka: J. A. P. S. u. die musikal. Entwicklung im Zeitalter von »Sturm u. Drang« (Diss. Berlin-Ost 1970).
 
 4) Josef, tschechischer Architekt, * Prag 11. 4. 1840, ✝ ebenda 15. 7. 1917; lehrte ab 1878 am Technikum in Prag. Mit J. Zítek schuf er dort das Rudolfinum (1875-84) und vollendete 1881-83 nach dessen Plänen das Nationaltheater. Sein Hauptwerk ist das Prager Nationalmuseum (1885-90). Schulz verband in seinen Bauten Formen der Neurenaissance und des Neubarock mit Elementen der einheimischen Bautradition.
 
 5) Walter, Philosoph, * Gnadenfeld (bei Cosel) 18. 11. 1912, ✝ Tübingen 12. 6. 2000; Schüler von H.-G. Gadamer, 1955-78 Professor in Tübingen; philosophiehistorische Arbeiten zur neuzeitlichen Metaphysik aus dem Gedanken eines Spannungsverhältnisses zwischen (unendlichem) Gott und (endlichem) Menschen; ferner zum deutschen Idealismus und zur späten Neuzeit (S. Kierkegaard, F. Nietzsche, M. Heidegger), die Schulz nicht mehr durch eine vorgegebene transzendente Ordnung, sondern als Dialektik von Ich- und Weltbezug charakterisiert sieht.
 
Werke: Die Vollendung des deutschen Idealismus in der Spätphilosophie Schellings (1955); Der Gott der neuzeitlichen Metaphysik (1957); Philosophie in der veränderten Welt (1972); Ich und Welt (1979); Metaphysik des Schwebens. Untersuchungen zur Geschichte der Ästhetik (1985); Grundprobleme der Ethik (1989); Subjektivität im nachmetaphysischen Zeitalter (1992); Der gebrochene Weltbezug. Aufsätze zur Geschichte der Philosophie und zur Analyse der Gegenwart (1994); Prüfendes Denken. Essays zur Wiederbelebung der Philosophie (herausgegeben 2002).
 
 
W. S., in: Philosophie in Selbstdarstellungen, hg. v. L. J. Pongratz, Bd. 2 (1975).

Universal-Lexikon. 2012.

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